Ein Aprilscherz besonderer Art für eine guten Zweck
Wer am Morgen des 31.März 1989 den WDR 1 eingeschaltet hatte, staunte nicht schlecht. Da war die Rede von Sohlbach, dem idyllischen Fleckchen Erde am Fuß des Rothaargebirges und seinen knapp 100 Bewohnern, die am folgenden Tag, dem 1.April einen ganz besonderen Ereignis entgegen sähen., nämlich dem Gründungstag des
Freistaates Sohlbach.
Da war weiter die Rede von der ersten Gesamtschule mit lebensnahem Unterricht in Feld, Wald und Wiesen, einer biologischen Forschungsstation, einer Kurklinik, einem Sportzentrum und sogar von einer Staatssteuer, die ab sofort von jedem Besucher der zukünftigen “freien Wald- und Wiesenrepublik” beim übertreten der Staatsgrenze zu zahlen sei
Wer aber dann am 1.April die Zeitung aufschlug, der staunte noch mehr und kam ins Zweifeln, ob der vermeintliche Aprilscherz nicht doch ernsthafter Natur wäre. Denn dort konnte nicht nur ein Interview mit dem zukünftigen Präsidenten lesen, dort bestätigten auch Fotos die Realität der geplanten Staatsgründung. Die einzige Zufahrtsstraße kreuzte eine Zollschranke, Staatswappen und offizielles Ortsschild in durchaus amtlicher Aufmachung ließen den 26 Häuser umfassenden Ort als eigenständigen Staat erscheinen.
Wer aber nun aus Neugier oder einfach per Zufall am 1.April persönlich nach Sohlbach kam, der kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Denn auf den ersten Blick traf er tatsächlich alles so an, wie in Radio und Presse beschrieben. Da gab es wirklich die Zollschranke, die nur bei Zahlung einer Mindeststeuer von 99Pfennigen in die Höhe ging. Auch die Feierlichkeiten zur Staatsgründung waren in vollem Gange. Da wurden Waffeln gebacken, Kaffee und heiße Milch angeboten, es gab einen Würstchenstand und hausgemachte Erbsensuppe. Die Männer übten sich im Wettsägen und die Kinder eiferten beim Schubkarrenrennen.
Erst auf den zweiten Blick entpuppte sich die Staatsgründung als das, was es war: Ein Aprilscherz mit Herz Eine Gemeinschaftsaktion, die nicht nur allen Beteiligten großen Spaß machte, sondern auch noch einem guten Zweck diente. Denn der Reinerlös - 2.571,-DM - wurde der Elterninitiative für krebskranke Kinder der DRK-Klinik in Siegen übergeben.
Die Idee zu diesem Aprilscherz mit Herz spukte schon fast 2 Jahre im Kopf der Sohlbachers. In Gesprächen, die sich bei gemeinschaftlichen Arbeiten in der Dorfpflege, am wöchentlichen Stammtisch und auch bei zwanglosen Treffen der Jugendlichen untereinander ergaben, weitete sich die Idee aus und entwickelte sich schließlich zu einem Vorhaben, das es wert ist als gutes Beispiel für die Pflege der Dorfgemeinschaft in die Chronik einzugehen.
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